
‚Venlo hat alles, um auch weiterhin eine führende Rolle in der Logistiklandschaft zu spielen’
20.05.2021
Fred Spijksma ist Geschäftsführer bei GEBA Trans und spricht im Interview über sein Unternehmen und die Zukunftsfragen der Logistik. Das Logistikunternehmen GEBA Trans organisiert seit 25 Jahren Transporte auf Schiene, Wasser oder Straße und hat Niederlassungen in Venlo und Tilburg.
Was sind die Stärken von GEBA Trans im Bereich der Logistik?
Viele Logistiker bieten verschiedene Dienstleistungen wie Lagerhaltung, Transport und Supply Chain Management an. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dies nicht zu tun und uns ausschließlich auf den Transport zu konzentrieren. Wir sind aber keine Transporteure, sondern Spediteure. Transporteuren steht eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen zur Verfügung, die auf ein bestimmtes Volumen zugeschnitten sind. Bei echten Peaks hat ein traditioneller Carrier Schwierigkeiten, den erhöhten Bedarf zu decken. Aufgrund unseres großen Netzwerks haben wir eine unbegrenzte Ladekapazität und unseren eigenen Autos als Backup.
Für unsere Kunden organisieren wir Transporte auf der Schiene, zu Wasser oder auf der Straße. Angefangen haben wir mit Transporten in die deutschsprachigen Länder Deutschland, Schweiz und Österreich. Im Laufe der Jahre hat sich unser Engagement auf ganz Europa ausgeweitet. Mit 35 Mitarbeitern sind wir ein relativ kleines Unternehmen, aber wir bieten einen Service, den große Unternehmen meistens nicht bieten können.
Inwiefern unterscheiden Sie sich von Ihren Mitbewerbern?
Wir zeichnen uns durch guten Service, persönliche Betreuung und Einhaltung unserer Vereinbarungen aus. Wir bemühen uns, mindestens 99% pünktlich zu liefern. Das messen wir seit 2003 und liegen jedes Jahr bei rund 99%. Das ist ein sehr hoher Wert für diese Branche. Da wir uns an unsere Vereinbarungen halten, haben auch unsere Kunden eine stärkere Position. Ein wichtiger Kunde von uns liefert beispielsweise Toilettenpapier in die Benelux-Ländern. Es ist wichtig, dass diese Lieferungen pünktlich erfolgen. Durch die Zusammenarbeit mit uns kann der Kunde 99,4% seiner Lieferungen termingerecht ausliefern. Auf diese Weise ist der Kunde jedes Jahr in Preisverhandlungen mit seinen eigenen Kunden in einer starken Position.
Inwieweit hat sich der Transportmarkt in den letzten Jahren verändert?
Der internationale Transportmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Aufkommen osteuropäischer Fahrer und Spediteure stark verändert. Sie haben nicht nur eine andere Abrechnungsmethode, sondern feiern auch alle christlichen Feiertage. An christlichen Feiertagen fahren die osteuropäischen Fahrer nach Hause, was zu einem großen Kapazitätsproblem auf dem Markt führt. Bei GEBA Trans können wir dank unseres großen Netzwerks und unserer eigenen Autos unsere Kundenvereinbarungen 365 Tage im Jahr erfüllen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den vielen Konkurrenten, die dies in diesen schwierigen Zeiten nicht erreichen können. Das bedeutet aber auch, dass wir in Spitzenzeiten den Verlust bewusst in Kauf nehmen. Es ist wichtig, dass wir auf das ganze Jahr gerechnet aus Kundenbeziehungen ausreichende Gewinne erwirtschaften. Wir betrachten unser Geschäft relational und nicht transaktional.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei GEBA Trans?
Wir können selbst nicht auf nachhaltigere Autos setzen, aber wir stellen sicher, dass unsere Partner Euro-6-Lkw einsetzen. Außerdem sorgen wir dafür, dass ein Lkw nicht leer von seinem Bestimmungsort zurückkehrt. Auf diese Weise sind wir per Definition nachhaltig. Wir selbst haben vor einigen Jahren den Lean & Green Award für ein nachhaltiges Verkehrsmodell gewonnen.
Wie sehen Sie die Zukunft von Venlo als Logistik-Hotspot?
Venlo ist infrastrukturell hervorragend aufgestellt. Es gibt Wasserstraßen und Autobahnen in der Nord-Süd-Achse und den Ost-West-Korridor. Allerdings sollte die A67 sicherlich ausgebaut werden. Aber Venlo hat alles, um auch weiterhin eine führende Rolle in der Logistiklandschaft zu spielen.
Das Parkplatzproblem könnte jedoch verbessert werden. Wenn man große Logistikhallen rund um Venlo bauen, muss man auch dafür sorgen, dass genügend Platz für die Fahrer zum Übernachten vorhanden ist. Die Fahrer sind an die gesetzlichen Lenkzeiten gebunden und nicht glücklich über die Entscheidung der Europäische Kommission, dass sie nicht mehr in der eigenen Kabine übernachten dürfen. Die Fahrer hängen sehr an ihrem eigenen Truck und wollen nicht in einem schmuddeligen Hotel übernachten. Deshalb sollte lieber für Einrichtungen wie gute und ausreichende Parkplätze, kostenlose Duschen und Waschmöglichkeiten, Waschmaschinen, Gastronomie und kleine Supermärkte gesorgt werden.
Welche MitarbeiterInnen beschäftigen Sie und was suchen Sie?
Wir suchen unser Personal sehr breit. Wir vollziehen derzeit einen Wandel von der traditionellen Expedition hin zur Digitalisierung, für die wir mehr Leute mit Universität oder Berufsausbildung brauchen. Außerdem gibt es keine richtigen Ausbildungen für Straßen-Spediteure. Deshalb bilden wir unsere MitarbeiterInnen seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Vervoerscollege selbst in der GEBA-Akademie aus. Wir haben PraktikantInnen aus der Ausbildung Gilde Transport & Logistics und Fachhochschul-PraktikantInnen, die an einem bestimmten Forschungsauftrag bei uns arbeiten. Aber auch Soft Skills sind in unserer Rekrutierungs- und Auswahlpolitik sehr wichtig. Wir schauen uns die Hobbys der BewerberInnen an: Treiben sie Sport und auf welchem Niveau? Das sagt viel über das Durchsetzungsvermögen eines Menschen aus.